Bischofswiese und Langer Berg in der Dölauer Heide

Eine herausragende Besonderheit des Schafbeweidungsprojektes des NABU Halle-Saalkreis ist die alljährliche pflegeorientierte Beweidung eines etwa 2 ha großen Eichen-Trockenwaldes im NSG „Bischofswiese“. Dieses locker mit Alteichen bestandene Plateau als Rest einer im Umfeld erodierten eiszeitlichen Grundmoräne ist schon seit mindestens 300 Jahren im Fokus hallescher Botaniker. Denn hier kamen im 18. und teils noch im 19. Jahrhundert heute deutschlandweit vollständig oder fast ausgestorbene Pflanzenarten vor, z. B. der Unechte Blauweiderich (Veronica spuria) oder die Nacktstängel-Schwertlilie (Iris aphylla), deren Existenz für ein damaliges lichtes Wald-Offenlandmosaik sprachen. Auch der Umstand, dass die hallesche Sozialdemokratie erst während der Sozialistengesetze illegal und ab 1890 offiziell hier ihre Maifeiern stattfinden ließ, spricht für das Vorhandensein ausreichend großer offener und halboffener Bereiche. Vielleicht war auch die sicher langjährige, weil mit Befestigungsanlagen gesicherte Existenz einer bronzezeitlichen Siedlung ein Grund mit für die außergewöhnliche botanische Ausstattung.

 

Diese Offenbereiche sind offenbar seit Ende ds 19. Jahrhunderts fortlaufend, auch unter dem Einfluss des allgemeinen atmosphärischen Stickstoffeintrages wie auch konkret der jahrzehntelangen Kalkstaubeintrages der in der Hauptwindrichtung liegenden Nietlebener Zementfabrik und der damit verbundenen Störung der natürlichen Standortverhältnisse, weniger geworden. Der Einfluss auf den fortlaufenden Rückgang und des Verschwindens licht- und wärmeliebender Arten im 20. Jahrhundert ist gut dokumentiert. Dennoch sind immer noch zahlreiche schutzwürdige Arten vorhanden, deren Bestand durch die beschriebene Entwicklung ernsthaft bedroht war. Deshalb wurde zwischen der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Halle und dem NABU die Einbeziehung der wertvollsten Plateaubereiche in eine alljährlich einmalige Spätsommerbeweidung vereinbart und seit 2009 umgesetzt. Langfristig soll nun beobachtet werden, ob diese Beweidung den immer noch guten Beständen von Diptam (Dictamnus albus), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) und Pfirsichblättriger Glockenblume (Campanula persicifolia) und den Restpopulationen von Weißem Fingerkraut (Potentilla alba), Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum), Pechnelke (Silene viscaria), Heilziest (Betonica officinalis) oder auch Färberscharte (Serratula tinctoria) zugute kommt. Für den Rückgang der lichtliebenden Arten ist dagegen die Ausbreitung von Stickstoffzeigern wie Brennnessel, Schwarzer Holunder oder Brombeere verantwortlich.