Muschelkalkhänge Lieskau

Nordwestlich von Lieskau verläuft geologisch gesehen am Rand der Nietleben-Bennstedter Mulde der Ausstrich der Kalkgesteine des Unteren Muschelkalks, die auch hier – wenngleich nicht so eindrucksvoll wie im unteren Unstruttal oder bei Jena – aufgrund ihrer Härte eine natürliche Abbruchkante im Gelände haben entstehen lassen. Bis vermutlich Mitte des 20. Jahrhunderts noch großräumig von Kalkmagerrasen eingenommen beweiden die NABU-Schafe momentan noch genau 4 Restflächen von insgesamt etwa 1,5 ha Größe. Der Großteil der restlichen Flächen ging in der Zwischenzeit durch Aufforstungen mit Schwarzkiefern oder durch Gehölzanflug nach langjähriger Brache verloren; wenige Reste befinden sich außerdem außerhalb der Weideflächen. Um einen Teil der Lieskauer Kalkmagerrasen kümmert sich der NABU Halle/Saalkreis im Rahmen der Biotoppflege schon sehr lange. Die ersten Entbuschungsaktionen begannen hier schon in den 1990er Jahren. Als Folge der langjährigen Pflege konnten einige Flächen zwischenzeitlich wieder vergrößert werden. Dies betrifft einmal den Südhang nördlich der ehemaligen Trasse der Halle-Hettstedter Eisenbahn im FND „Kalkfluren bei Lieskau“ sowie das weiter westlich auf einer Trockenraseninsel innerhalb von Schwarzkiefern gelegene FND „Bläulingsbiotop“. Beide FND stehen seit den 1980er Jahren unter Schutz; der gesamte Bereich ist seit 2004 als NSG „Muschelkalkhänge der Nietleben-Bennstedter Mulde“ unter Schutz und wird gleichzeitig vom FFH-Gebiet "Muschelkalkhänge westlich Halle" umfasst. Auf den Muschelkalkstandorten sind Fiederzwenkenrasen oder an steileren Standorten Gamander-Blaugrasrasen entwickelt; auf geringmächtigen Lössauflagen haben sich kleine Steppen-Trockenrasen gehalten. Botanisch ist das Gebiet durch zahlreiche südöstlich verbreitete Pflanzenarten wie Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Gelber Zahntrost (Odontites luteus), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguierriana) oder Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum) ausgezeichnet. Im Mai leuchten dazu große gelbe Blütenteppiche des Hufeisenklees (Hippocrepis comosa). Die vereinzelt vorkommenden Silberdisteln (Carlina acaulis) sind wahrscheinlich Anfang des 20. Jahrhunderts gezielt angesät worden. An lückigen Stellen der Kalktrockenrasen kommen typische Arten der Bunten Erdflechtengesellschaft wie Fulgensia fulgens vor. Faunistisch ist vor allem der Reichtum an Arten und Besonderheiten unter den Insekten von Bedeutung.